Bibliothekslounge der Unibibliothek Innsbruck – Aufenthaltsraum wird zum „Sprachraum”
Simon Marx überzeugte trotz vieler anderer, spannender Ideen die Jury des Gestaltungsbewerbs, der auf Einladung der ULB Tirol stattfand, mit dem Konzept „Sprachraum”. Der Verbindungstrakt zwischen alter und neuer Bibliothek war von Anbeginn ein Treffpunkt für die Studentenschaft. Um diesen belebten Begegnungsort sowohl funktional als auch inhaltlich aufzuwerten, wurden zum einen neue Sitzgelegenheiten geschaffen und zum anderen eine Gestaltung der Räumlichkeiten vorgenommen. Die präsentierten Vorschläge stammten von einem Teil der Klasse 5aHGK des Jahrgangs 2015/2016 von der HTL Bau und Design.
Im Briefing wurde vor allem darauf hingewiesen, die Funktion der Bibliothek als Ort der Überlieferung, im weitesten Sinne als kollektives Gedächtnis, zu betrachten. Von der Steintafel bis zum digitalen Datenträger.
Um die jeweiligen Ideen anschaulich zu präsentieren wurde ein Modell im Maßstab 1: 100 gebaut, mit den Gestaltungsideen versehen, photographisch auf eine einheitliche visuelle Sprachebene transferiert und anschließend bei einer öffentlichen Vorführung in einem Meeting-Room der Unibibliothek von den Schülerinnen und Schülern vorgestellt. Das anwesende Publikum war von der rhetorischen Klarheit und Prägnanz wie auch den sachlichen Konzeptvisualisierungen der Präsentierenden sehr beeindruckt, wie beim anschließenden Buffet zu erfahren war.
Das Siegerprojekt, sowie der zweit und dritt platzierte Entwurf wurden im Rahmen einer kleinen aber feinen Preisverleihung der Öffentlichkeit in der nunmehrigen Bibliothekslounge präsentiert. HR Mag. Eva Ramminger, Bibliotheksdirektorin der ULB Tirol, betonte nicht nur die Freude über die Umsetzung der „Sprachraum”-Idee, sondern hob auch hervor, wie schwer es der Jury gefallen ist, unter den hochwertigen Einreichungen eine Reihung vorzunehmen. Besonderen Anklang fand die Idee von Herrn Marx, weil in jedem der Zitate viel Lebensweisheit zugleich aber auch geistreiche Ironie und Witz aufblitzen.
Als Vertretung der HTL Bau und Design waren Herr Direktor HR Arch. Dipl.-Ing Manfred Fleiss und Mag. Dr. Ingrid Haisjackl, Abteilungsvorständin Design, anwesend. Sie gratulierten den Gewinnern und sagten Dank für die Tatsache, dass der HTL Bau und Design und ihren jungen Menschen so viel Vertrauen im Vorfeld entgegen gebracht worden war, um so ein Projekt umzusetzen.
Aus den Konzepten der Gewinner
„Der Sprachraum” – Konzept von Simon Marx
Bei Recherchen im Vorfeld erwies sich der Raum als beliebter Treffpunkt und entpuppte sich auch als Lernoase, die vor allem von Studentinnen und Studenten genutzt wird. Es wird diskutiert, erklärt, gefragt, gelesen und getuschelt. Aus diesem Grund herrscht dort stets ein erhöhter Geräuschpegel. Basierend auf diesen Erkenntnissen wurde eine Idee ausgearbeitet, die Thematiken rund um das Sprechen und Kommunizieren aufgreift. Die Besucher sollen zum Reden animiert werden und somit auch ein verstärktes Bewusstsein für die Fähigkeit des Sprechens entwickeln.
Neben der titelgebenden Überschrift „Der Sprachraum” handelt es sich dabei um fünf kurze Aussagen, die durch Guillemets (» «) als solche gekennzeichnet sind. Diese Aussagen befassen sich mit dem Sprechen in verschiedener Hinsicht und bedienen sich dabei mehrerer sprachlicher Stilmittel und charakterstarke Schrift, wodurch sie plakativ und markant wirkt, ohne dabei von ihrer Lesbarkeit zu verlieren. Farblich bezieht sich die Gestaltung, mit schwarzer Schrift auf der weißen Wand, auf den massivsten und am häufigsten verwendeten. Es handelt sich nicht um faktische, neutrale Informationen, sondern um Aussagen, die „in den Raum gestellt und hinterfragt” werden sollen. Bei den Formulierungen und ihren Bedeutungen auf der Metaebene wurde auf anspruchsvolle und bildungsnahe Inhalte geachtet, womit vor allem Studierende angesprochen werden sollen. Für die typografische Wirkung der Texte wurde eine humanistische Groteskschrift verwendet. Diese steht für die zeitgleiche Dynamik und Stabilität der Sprache.
Der „Sprachraum” ist mit folgenden Zitaten bestückt:
»Österreich ist ein Land zwischen Redefreiheit und Schweigepflicht. «
»Die Umgangssprache muss nicht immerzu umgangen werden. «
»Wer das Wort ergreift, sollte es auch wieder loslassen können. «
»Innere Monologe können äußerst vielsagend sein. «
»Sprachbarrieren sind nicht höher als man sie sich baut. «
»Die Umgangssprache muss nicht immerzu umgangen werden. «
Datenspeicherung und ihre Entwicklung – Konzept von Oliver Rienzer
Seit Erfindung des Buchdruckes wurden Daten (Wissen) fast ausschließlich in Papierform gespeichert. Mit dem technologischen Fortschritt kamen allerdings auch neue Speichermedien ins Bild. Im Laufe der Zeit wurden diese modernen, digitalen Speichermedien immer häufiger verwendet. Sie wurden weiterentwickelt und innerhalb kürzester Zeit schrumpfte die physische Größe der Datenträger, während ihre Speicherkapazität immer weiter anwuchs. Dieses Phänomen wird bei der Raumgestaltung aufgegriffen. Es werden zwei Formen von Speichermedien gegenübergestellt. Auf der einen Seite das bewährte Papier, auf der anderen ein USB-Stick. Beide Medien werden in einem schwarzen, hölzernen Rahmen präsentiert. Beide Rahmen haben eine Größe von 2,3 x 2 m. Der eine Rahmen ist von unten bis oben gefüllt mit aufeinander gestapelten A4 Blättern (insgesamt 76400), während im anderen Rahmen nur ein USB Stick drapiert ist. Beide Rahmen werden an sich gegenüberliegenden Wänden aufgehängt. Der USB-Stick lässt sich mithilfe einer gefederten Seilrolle aus seiner Halterung ziehen, und dadurch mit Laptops oder iPads verbinden. Dadurch wird die Wandgestaltung von einer bloßen Gestaltung, zu einem Ort des öffentlichen Austausches. Daten können auf den USB-Stick geladen und von dort wieder gedownloadet werden. Dies geht natürlich mit einem gewissen Risiko einher
sich Viren oder Schadprogramme einzufangen. Objektiv betrachtet ist das Risiko jedoch nicht größer als das allgemeine Risiko eines Aufenthaltes im Internet oder des Downloaden von Daten.
Weiters lässt sich noch Argumentieren, dass das Papier als Datenträger keineswegs vor
schädlichen/schlechten Daten gefeit ist. Ein jeder kann seine Gedanken zu Papier bringen. Damit ist ein ähnliches Risiko vorhanden, dass schädliches Wissen zu Papier gebracht wird.
smell.look.feel – Konzept von Alexander Schermer
Die moderne Welt liest laut mehreren Statistiken immer seltener Bücher in wirklicher Buchform, sondern greift immer öfter zu sog. E-Books. Was dabei verloren geht, ist den meisten unklar. Der nostalgische Geruch des Papiers, das Blättern der einzelnen Seiten, die Haptik des Buches, das atemberaubende Bild eines voll gefüllten Buchregals. Diese Punkte, die das Lesen zu einem Erlebnis machen, fehlen bei der Verwendung von E-Books. Bei der Wandgestaltung wird dieser Aspekt aufgegriffen: Es bildet sich eine Gegenüberstellung von echten Buch und Lesen im Web.
Die Gegenüberstellung wird mit Hilfe von drei kurzen Wörtern verstärkt: smell, feel, look.
Wand B wird mit der Illustration eines Buches bespielt, die für die realen Form steht. Darunter findet der Betrachter/die Betrachterin die drei Wörter in folgender Form: „smell. feel. look.”
Auf der gegenüberliegenden Wand A ist die Illustration eines Browsers zu sehen, der für das Lesen im Web sowie für E-Books steht. Die Kritik an dieser Form wird mit einer kleinen Veränderung an den drei Wörtern geäußert: „smell? feel? look?